Selbstverständnis
Kurzfassung
Ein bevorzugter Inhalt meiner Texte ist die Darstellung von Entwicklungsprozessen einer weiblichen Hauptfigur in Richtung mehr eigenmächtigen Selbstseins.
Für mich macht einen guten Text aus, dass er eine Wirkung auslöst, nicht neutral zurücklässt. Dann macht es etwas mit einem. (Übrigens im Gegensatz zu: Dann macht er etwas mit einem.)
Gero von Wilpert (Literaturwissenschaftler) sah die Literatur in ihrem engeren Sinne als Gesamtheit der „Sprachkunstwerke“, die ästhetischen Kriterien genügen und in ihrer höchsten Form Dichtung sind.
Hintergrund:
Als Autorin meiner Texte definiere ich mich selbst als ihre Sekretärin.
Meine Texte sind etwas, das sich selbst macht und für sich selbst steht, idealerweise viel größer als ich, eine höhere Eingebung, die sich da zwar mit meiner Hilfe selbst gebiert, aber ausschließlich sich selbst gehört, von mir lediglich schriftlich fixiert.
Einen Text auf eine eindeutige Bedeutung festlegen zu wollen, heißt, ihn zu schmälern. Natürlich machen es einem Texte unterschiedlich leicht, darin mehr als nur eine nachweislich gültige Bedeutung zu sehen.
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Schafft es mein Text, jemanden zu berühren, hat er was davon, wenn nicht, nicht. Ob das dann für den betreffenden Lesenden gut oder weniger gut ist, liegt daran, wie er oder sie ihn auffasst, ihn für sich interpretiert und verrechnet. Die Botschaft macht stets der Empfänger.
Ganz sicher will ich meine Texte nicht in einer von mir bestimmten Weise verstanden wissen. Warum auch? Ich bin ja als Einzelwesen viel zu begrenzt, als dass ich der Komplexität eines guten Textes allein gerecht werden könnte!
Im Gegenteil, ich freue mich, wenn mich immer wieder neue Bedeutungszuschreibungen von der Leserschaft erreichen, die anhand des Geschriebenen nachweislich plausibel sind und sich somit Bedeutungsebenen öffnen, die ich selbst noch gar nicht entdeckt habe.
Natürlich habe ich stets eine dezidierte, klare eigene Interpretation zu jedem meiner Texte. Nur keine festgelegte. Sondern eine frei erweiterbar- und wandelbare. Ich entwickele mich ja immer weiter und sehe einen Text entsprechend neu.
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Es kann passieren, dass die Aussage eines Textes widersprüchliche Positionen abdeckt. Das ist die Kunst. Diese Paradoxie abzubilden, die das Leben ausmacht.
Bei einem guten Text ist eine bestimmte Bedeutung da, eine Aussage nachweislich belegbar, zutreffend und wahr - und das Gegenteil ist auch wahr. Einmal ist das Gegenteil von richtig einfach falsch und einmal ist das Gegenteil von richtig immer noch richtig. In diesem Fall bleibt der Text bestehen, er behält seine Gültigkeit durch all die Wandlungen der Zeiten hindurch, ganz ohne Brüche in seiner stets aussagefähigen Gültigkeit. Ganz wie dieses fortdauernde Leben selbst …
Literatur [lat.: littera, »Buchstabe« bzw. litteratura, »Buchstabenschrift«] ist
… die Gesamtheit der schriftlich niedergelegten Äußerungen, im engeren Sinn das gesamte schöngeistige Schrifttum,
… was zum „Gegenstand“ der Literaturwissenschaft werden kann und da sich diese auch um mündlich Überliefertes bemüht, zählt entgegen dem Wortsinn auch nicht schriftlich Niedergelegtes dazu.
Was Literatur über den wörtlichen Sinn von „alles schriftlich Aufgezeichnete“ hinaus ist, hängt davon ab, was Literaturwissenschaftler, Kritiker, Leser und Autoren als solche betrachten.
(Quellen vgl. Brockhaus Enzyklopädie, BR Telekolleg Deutsch/Literatur, dtv-Lexikon)
„Die Frage danach, was Literatur eigentlich ist bzw. wie wir diesen Begriff verstehen und einsetzen, ist wichtig. Insbesondere die unterschiedlichen Definitionen dessen im Alltagsverständnis und im wissenschaftlichen Umgang […]. Will man/frau es extrem formulieren, so ist das Anliegen der Literaturwissenschaft, den genüsslichen Umgang mit literarischen Werken zu erschweren, den analytischen Zugang dazu auf Dinge zu richten, die uns bei der angenehmen Lektüre wenig interessieren. Kurz gesagt: sie ist auf die formale Seite der Literatur gerichtet, nicht auf den Inhalt (also was beispielsweise in einem Roman als Handlung erzählt wird).“
(Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Wien/Lehrveranstaltung Einführung in die Literaturwissenschaft)